Zwischen Ketten und Blut I - Das Erwachen
- kuromorikira
- 13. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
KIRA
Nackt wachte ich in einem düsteren Raum auf. Schwaches Licht fiel durch das kleine Sichtfenster der massiven Stahltür. Die kalten Betonwände, die schweren Ketten um meine Handgelenke und der metallische Geschmack von Blut auf meiner Zunge. Das alles war kein Traum, sondern die bittere Realität, die sich mein Leben nannte. Ich setzte mich langsam auf und lehnte mich an die Betonmauer. Sie war kalt, aber ich spürte es nicht mehr. Die Kälte war längst in mir. Wie Frost, dass sich tief in die Knochen gefressen hatte. Mein Blick war gesenkt. Ich starrte auf die blutverschmierten Ketten. Die abgewetzten Metallfesseln, die Spuren an meinen Armen hinterließen. Risse, die mehr sagten als Worte.
Ich hatte keine Kraft mehr. Nur noch Leere. Ich schloss ich die Augen. Und für einen Moment wünschte ich mir, dass ich nie wieder aufwachen müsste. Dumpfe Schritte hallten durch den Flur. Gleichmäßig. Schwer. Jeder Tritt wie eine tickende Uhr. Ich öffnete meine Augen. Der Schatten an der Tür bewegte sich. Langsam. Bedächtig. Kein Zweifel - er kam näher. Seine Augen, blutunterlaufen, starrten mich durch das Glas an. Wie ein Raubtier, das seine Beute mustert. Ein lautes Klimpern. Die Schlüssel schlugen gegen die Tür. Ich hörte, wie sich das Schloss entriegelte.
Für einen Atemzug wünschte ich mir, jemand anderes würde die Tür öffnen – jemand, der kam, um mich zu hier rauszuholen. Nicht er.
Aber er war es. Immer er.
Die Tür öffnete sich langsam - mit einem langgezogenen Quietschen. Dann trat er hinein. Und mit ihm die Finsternis. Sein Schatten kroch über die Wände. Breit, massiv, unaufhaltsam. Glühende Augen wie loderndes Feuer. Pechschwarzes Haar, das ihm ins Gesicht fiel. Und diese Narbe – wie eingeritzt mit Hass.
Es war Mephistopheles. Und ich verabscheute alles von ihm.
Ich wollte wegschauen, aber seine feurigen Augen bohrten sich tief in meine Seele. Ich wollte schreien, wollte wegrennen. Aber mein Körper gehorchte mir nicht. Er war die Manifestation von Grausamkeit. Ein Dämon getränkt von Macht und Sadismus. Und sein schwarzer Anzug ließ ihn wirken, wie das was er war. Eine riesige Schattenbestie. Er schnaubte und trat näher an mich heran. Seine bedrückende Aura umfasste mich, wie ein Umhang aus Furcht. Schwer, erstickend. Er beugte sich herab, streckte seine grobe, blutverschmierte Hand nach mir aus. Ich zog meine Schultern zusammen. Aber es half mir auch nicht. Er griff nach meinem langen roten Haar. Ein Ruck. Schmerz explodierte in meinem Nacken. Ich wollte schreien, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Ein tiefes Knurren vibrierte durch seinen Brustkorb, als seine feuchte Atemluft mein Gesicht streifte. Ich presste die Augen zusammen, doch ich spürte seinen Blick. Gierig, abwertend, besitzergreifend. Dann seine Finger an meinem Kiefer. Hart. Unnachgiebig. Zeigefinger und Daumen drückten zu.
Ein dumpfer, pochender Schmerz breitete sich aus.
„Schau mich an.“, befahl er.
Ich reagierte nicht.
„Schau mich an, du dreckiger Mischling!“ Seine Stimme peitschte durch mich hindurch.
Ich öffnete die Augen. Sein Gesicht verschwamm vor mir - rot, schwarz, schattenhaft.
„Du solltest dich heute besser anstrengen. Das letzte Mal hast du mich sehr enttäuscht“ Er zog mich näher zu sich.
Seine Stimme wurde leiser, aber giftiger. „Hast du verstanden?“
Ich brachte nur ein wimmerndes Keuchen hervor. Dann ließ er los - und ich fiel. Der Aufprall auf den kalten Boden nahm mir die Luft. Und mit ihr, das letzte bisschen Würde. Der Schmerz hallte nach, wie dumpfer Donner, der unter der Haut bebte. Mephisto grummelte. Ein Kick gegen meine Magengrube ließ mich auf keuchen. Ich zog meine Gliedmaßen vor Schmerz an mich. Die Tür knallte zu. Ein Geräusch, wie ein Urteil. Und dann war alles still. Ich blieb liegen - regungslos. Die Schmerzen flachten langsam ab, aber es blieb nichts zurück. Keine Trauer. Kein Zorn. Ich fühlte schon lange nichts mehr. Langsam, mit zitternden Gliedern, richtete ich mich ein Stück auf. Mein Blick fiel auf ein schmutziges Leinenhemd, das Mephisto achtlos zurückgelassen hatte. Es lag wie ein Hohn auf dem kalten Beton – ein Almosen, das mich bedecken sollte, als wäre damit alles gut. Ich zog es mir über, der Stoff rau auf der Haut, kratzig an den Schultern. Dann hörte ich es – das metallische Krachen von Stahl auf Stahl. Eine Tür nach der anderen schlug zu. Dumpf. Schwer. Ich kannte dieses Geräusch. Ich kannte den Rhythmus. Es war soweit. Wieder einmal.
Hier geht's direkt zur Fortsetzung: Zwischen Ketten und Blut II - Unheilvolles Ritual